Nofretete ist wieder dort wo sie bis zum Krieg zu sehen war und lockt die Massen ins neue Neue Museum. Am Samstag öffnete das Neue Museum erstmals seine Pforten. Nach 70 Jahren konnten die Berliner und Besucher unter anderem die Nofretete wieder an ihrem ursprünglichen Ausstellungsort sehen. Hunderte Meter war die Schlange auf der Berliner Museumsinsel bereits am Morgen lang - trotz des nasskalten Wetters. Die ersten kamen um sieben Uhr, dabei öffnete das Museum erst um 10 Uhr zum ersten von zwei Tagen der offenen Tür - mit freiem Eintritt.
Trotz des ungemütlichen Wetters ist das "Festival of Lights" gut besucht. Die Berliner und Berlinbesucher lassen sich von Regen, Sturm und Kälte nicht abhalten. Eine besondere Anziehungskraft hatte wohl die "Nacht der offenen Türen". Mehr als 20 beleuchtete Orte standen am Samstag für Besucher offen, darunter der BBI-Infotower in Schönefeld, das ARD-Hauptstadtstudio (mit Anmeldung) und die Staatliche Münze. Das Angebot wurde gut angenommen... Und hier gibt es noch viel mehr am Rande des Festivals.
Ich habe mich entschlossen, den "Jedermann" in diesem Jahr nicht anzusehen. Die Schauspieler gefallen mir einfach nicht - Rüdiger Joswig als Jedermann und Katarina Witt als Buhlschaft. Da darf man schon einmal! aussetzen. Die Kritiken interessieren mich dennoch. Katarina Witt soll als Buhlschaft enttäuscht haben. Die Berliner Morgenpost schreibt sinngemäß, dass der sonst so sympathischen Ex-Eisprinzessin die sinnliche Ausstrahlung fehle. Ihre Rolle wirke gestelzt und auswendig daher gesagt. Ihr nehme man das ewig lockende Weib nicht ab.
Dabei hat sich Frau Witt viel Mühe gegeben. Vor allem dabei, ihren Dialekt nicht durchklingen zu lassen. Brigitte Grothum, die seit Jahren das Stück insziniert, hat die Handlung in diesem Jahr zwar stärker ins "hier und heute" verlegt, vom Hochdeutsch ist sie aber nicht abgerückt. Die Buhlschaft hat zwar nur wenige Sätze zu sagen, Frau Witt soll dennoch viele Stunden mit einem entsprechenden Experten verbracht haben, um ihren Dialekt wegzutrainieren. Das soll ihr auch gelungen sein. Nun aber wirken die Worte aus ihrem Munde auswendig gelernt und unbelebt und ihr Auftritt bleibt nur ein "optischer Höhepunkt"! Man kann nicht alles haben...
Jedes Jahr im Herbst erstrahlt Berlin in allen erdenklichen Farben. Das "Festival of Lights" - auch 2009 wieder im Oktober! Beinahe 60 der schönsten Bauwerke und Plätze der Stadt werden in unterschiedliche Farben "getaucht". Und nicht nur das! Einigen Gebäuden werden auch kunstvoll gemusterte "Kleider" angegezogen, wie zum Beispiel dem Berliner Dom. Apropos Berliner Dom! Hier wird gleichzeitig Hugo von Hofmannsthal "Jedermann" aufgeführt, in diesem Jahr mit Katarina Witt als Buhlschaft. Aber dazu vielleicht später...
So alt ist das "Festival of Lights" noch gar nicht. Es ist sogar noch sehr jung. Erst zum fünften Mal lassen verschiedene Lichtkünstler die mehr oder weniger grauen Herbsttage und -abende in buntem Glanz erscheinen. Und ich war in jedem Jahr dabei. Einmal, vielleicht sogar im ersten Jahr, haben mich die Berliner Medien bei der Ankündigung des Ereignisses allerdings etwas irritiert. Dieser Zustand hielt glücklicherweise nur wenige Sekunden an. So mancher Leser einer Tageszeitung ist aber durch die Überschrift "Berlin wird dauerilluminiert" möglicherweise in Angst und Schrecken versetzt worden. Fragen wie "Kann mir dabei etwas passieren?", "Muss ich mich vorbereiten oder mir gar Sorgen machen?" werden da blitzartig durch die Köpfe geschossen sein. Auch mir wurde während des Lesens etwas unwohl im Bauch. Erfreulicherweise ist die (Dauer)Illumination nicht nur harmlos sondern auch wunderschön.
Ich werde mich trotz des Schmuddelwetters heute in das bunte Getümmel stürzen. Hoffentlich regnet es nicht zu sehr. Ich bin gespannt, was das Festival an Neuem bereit hält.